BFH - Urteil vom 16.06.2020
VIII R 4/20 (VIII R 49/11)
Normen:
EStG § 4 Abs. 9, § 10 Abs. 1 Nr. 7, § 52 Abs. 12 Satz 11; GG Art. 1 Abs. 1, Art. 3 Abs. 1, Art. 6 Abs. 1, Art. 12, Art. 20 Abs. 1;
Fundstellen:
BStBl II 2021, 11
DStZ 2021, 5
Vorinstanzen:
FG Niedersachsen, vom 03.11.2011 - Vorinstanzaktenzeichen 11 K 467/09

Abzugsfähigkeit der Aufwendungen für ein Studium

BFH, Urteil vom 16.06.2020 - Aktenzeichen VIII R 4/20 (VIII R 49/11)

DRsp Nr. 2020/16029

Abzugsfähigkeit der Aufwendungen für ein Studium

1. § 4 Abs. 9 EStG i.d.F. des BeitrRLUmsG erfasst Aufwendungen für ein Erststudium, das eine Erstausbildung vermittelt, auch dann, wenn das Studium objektiv und subjektiv der Förderung einer konkreten späteren Erwerbstätigkeit dient. 2. § 4 Abs. 9 EStG i.d.F. des BeitrRLUmsG ist im Hinblick auf die übertragbaren Ausführungen zu § 9 Abs. 6 EStG i.d.F. des BeitrRLUmsG im BVerfG-Beschluss vom 19.11.2019 – 2 BvL 22–27/14 (DStR 2020, 93) mit Art. 3 Abs. 1 GG, Art. 12 GG und dem Prinzip der Steuerfreiheit des Existenzminimums (Art. 1 Abs. 1, Art. 20 Abs. 1 und Art. 6 Abs. 1 i.V.m. Art. 3 Abs. 1 GG) vereinbar. 3. Die rückwirkende Anwendung der Regelung des § 4 Abs. 9 EStG i.V.m. § 52 Abs. 12 Satz 11 EStG i.d.F. des BeitrRLUmsG für die Veranlagungszeiträume ab 2004 ist verfassungsgemäß (s. bereits Senatsurteil vom 05.11.2013 – VIII R 22/12, BFHE 243, 486, BStBl II 2014, 165).

Tenor

Auf die Revision des Beklagten wird das Urteil des Niedersächsischen Finanzgerichts vom 03.11.2011 – 11 K 467/09 aufgehoben.

Der Einkommensteuerbescheid 2004 vom 19.10.2006 in Gestalt der Einspruchsentscheidung vom 06.02.2007 wird dergestalt geändert, dass weitere Aufwendungen der Kläger für haushaltsnahe Dienstleistungen in Höhe von 132,12 € berücksichtigt werden.

Die Berechnung der Steuer wird dem Beklagten übertragen.