BGH - Urteil vom 12.05.2011
III ZR 59/10
Normen:
AEUV Art. 340; Sechste Richtlinie 77/388/EWG des Rates (vom 17. Mai 1977) Art. 4 Abs. 1; Sechste Richtlinie 77/388/EWG des Rates (vom 17. Mai 1977) Art. 4 Abs. 2; Sechste Richtlinie 77/388/EWG des Rates (vom 17. Mai 1977) Art. 17 Abs. 1; Sechste Richtlinie 77/388/EWG des Rates (vom 17. Mai 1977) Art. 17 Abs. 2 Buchst. a; BGB § 203 S. 1; BGB § 204 Abs. 1; BGB § 839; DDR: StHG § 1 Abs. 1; DDR: StHG § 4 Abs. 3; AO § 164 Abs. 2;
Fundstellen:
BGHZ 189, 365
DB 2011, 1503
DR 2011, 977
NZG 2011, 837
WM 2011, 1670
Vorinstanzen:
OLG Brandenburg, vom 26.02.2010 - Vorinstanzaktenzeichen 2 U 13/08
LG Cottbus, vom 09.04.2008 - Vorinstanzaktenzeichen 5 O 72/05

BGH - Urteil vom 12.05.2011 (III ZR 59/10) - DRsp Nr. 2011/10875

BGH, Urteil vom 12.05.2011 - Aktenzeichen III ZR 59/10

DRsp Nr. 2011/10875

a) Zum qualifizierten Verstoß gegen Art. 4 der Richtlinie 77/388/EWG, wenn die Finanzbehörden einem Unternehmen in der Aufbauphase den Vorsteuerabzug versagen, da Ausgangsumsätze bis zum Entscheidungszeitpunkt weder erzielt worden noch überhaupt erzielbar gewesen seien. b) Die Verjährung eines Amtshaftungs- oder Staatshaftungsanspruchs wegen des Erlasses eines rechtswidrigen Steuerbescheids beginnt auch dann mit dessen Bestandskraft, wenn er unter dem Vorbehalt der Nachprüfung steht. c) Bemühungen eines Steuerpflichtigen, die Finanzverwaltung zur Anerkennung seiner Unternehmereigenschaft zu bewegen, können für sich genommen nicht als Verhandlungen im Sinne des § 203 Satz 1 BGB über einen aus dieser Versagung folgenden Schadensersatzanspruch angesehen werden, wenn dieses Begehren nicht thematisiert worden ist. d) Beantragt der Steuerpflichtige nach § 164 Abs. 2 Satz 2 AO vor Ablauf der Festsetzungsfrist die Änderung eines unter dem Vorbehalt der Nachprüfung stehenden Steuerbescheids, hat dies für einen auf die Rechtswidrigkeit dieses Bescheids gestützten Schadensersatzanspruch in jeweils entsprechender Anwendung von § 209 Abs. 1 BGB a.F. verjährungsunterbrechende beziehungsweise von § 204 Abs. 1 BGB n.F. verjährungshemmende Wirkung.

Auf die Revision der Klägerin wird das Urteil des 2. Zivilsenats des Brandenburgischen Oberlandesgerichts vom 26. Februar 2010 aufgehoben.