BFH - Urteil vom 15.06.2016
III R 73/11
Normen:
EStG § 64 Abs. 1; EStG § 64 Abs. 2 S. 1; EStG § 31 S. 1; VO Nr. 883/2004 Art. 67; VO Nr. 883/2004 Art. 68; VO Nr. 987/2009 Art. 60 Abs. 1 S. 2;
Vorinstanzen:
FG München, vom 27.10.2011 - Vorinstanzaktenzeichen 5 K 2614/10

Kindergeldberechtigung des Vaters dreier mit ihren Müttern in Polen lebender Kinder

BFH, Urteil vom 15.06.2016 - Aktenzeichen III R 73/11

DRsp Nr. 2016/16509

Kindergeldberechtigung des Vaters dreier mit ihren Müttern in Polen lebender Kinder

NV: Die Fiktion des Art. 60 Abs. 1 Satz 2 der VO Nr. 987/2009 kann dazu führen, dass der Anspruch auf Kindergeld nach §§ 62 ff. EStG nicht dem in Deutschland, sondern vorrangig dem im EU-Ausland lebenden Elternteil zusteht (Anschluss an die Senatsurteile vom 4. Februar 2016 III R 17/13, BFHE 253, 134, BStBl II 2016, 612, und vom 28. April 2016 III R 68/13).

1. Der in einem anderen EU-Mitgliedstaat lebende Elternteil kann gegenüber dem im Inland lebenden Elternteil nach § 64 Abs. 2 Satz 1 EStG i.V.m. Art. 67 der VO Nr. 883/2004, Art. 60 Abs. 1 Satz 2 der VO Nr. 987/2009 vorrangig kindergeldberechtigt sein, wenn er sein Kind dort in seinen Haushalt aufgenommen hat (Anschluss an BFH-Urteil vom 4. Februar 2016 III R 17/13, BFHE 253, 134, BStBl II 2016, 612). 2. Die nach Art. 67 der VO Nr. 883/2004 i.V.m. Art. 60 Abs. 1 Satz 2 der VO Nr. 987/2009 vorzunehmende Fiktion bewirkt, dass die Wohnsituation auf Grundlage der im Streitzeitraum im anderen EU-Mitgliedstaat gegebenen Verhältnisse (fiktiv) ins Inland übertragen wird. 3. Dem steht nicht entgegen, dass das Kindergeld Teil des Familienleistungsausgleichs (§ 31 EStG) ist und dass im anderen EU-Mitgliedsstaat Familienleistungen nicht in Anspruch genommen werden.

Tenor