„Günstiger, effizienter, präziser“ - mit diesen Worten beschreibt die aktuelle Berichterstattung den neuen KI-Player DeepSeek aus China. Der folgende Beitrag zeigt, was es mit DeepSeek auf sich hat, worin es sich von den bereits vorhandenen Sprachmodellen unterscheidet und warum für Steuerkanzleien Vorsicht geboten ist.
Was DeepSeek ist
Bei DeepSeek handelt es sich um ein chinesisches Start-up, das 2023 gegründet worden ist und im Januar 2025 mit einem eigens entwickelten Sprachmodell die Aufmerksamkeit der KI-Welt auf sich gezogen hat. Das Start-up wird von dem chinesischen Hedgefonds-Unternehmen High-Flyer finanziert und hat damit einen starken monetären Partner an seiner Seite, der eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der KI gespielt hat. Im Start-up selbst sind olympische Medaillengewinner in Mathematik, Physik und Informatik tätig. Damit betritt nun auch China die Bühne der weltweiten KI-Player und steht direkt in Konkurrenz zu den USA mit den dort ansässigen Anbietern OpenAI, Meta und Google.
Beachte: Zurzeit kursieren viele Gerüchte und unbestätigte Aussagen seitens des Anbieters selbst, die es kritisch zu beurteilen gilt.
Was DeepSeek auszeichnet
Nach eigenen Angaben von DeepSeek lag bei der Konzeption des Sprachmodells der besondere Fokus auf präzisen und relevanten Antworten. Das Sprachmodell R1 ist ein klassisches Dialogsystem, ähnlich wie ChatGPT.
Der große Unterschied zu OpenAI ist die Frequenz der Datenaktualisierung. OpenAI verfügt über Daten in einem festgelegten Datenzeitraum, der in die Vergangenheit gerichtet ist. DeepSeek hingegen aktualisiert kontinuierlich seine Datenzeiträume und kann auf aktuelle Informationen zurückgreifen.
Ein weiterer Unterschied ist, dass DeepSeek open source ist - wie auch der Marktbegleiter Llama von Meta. Open source bedeutet, dass der Quellcode für alle öffentlich sichtbar ist, was Entwicklern ermöglicht, Sicherheitslücken schneller zu identifizieren und das Verhalten der Anwendung besser nachzuvollziehen. Zudem kann die Community zur Weiterentwicklung der Anwendung beitragen. So entsteht ein großes, gemeinsames Projekt, in das sich jeder Fachkundige einbringen kann.
Universalwissen vs. Submodelle
Die signifikanten Unterschiede zwischen dem Ansatz von OpenAI und DeepSeek sind die Struktur und der Aufbau des KI-Modells.
OpenAI setzt auf Universalwissen, während DeepSeek mehrere spezialisierte Submodelle kombiniert. Diese Submodelle können als Experten angesehen werden, die die Aufgabenstellung des Nutzers aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Daraufhin konsolidieren sie ihr Wissen und generieren für den Nutzer eine Antwort.
Datenschutz und Berufsrecht beachten!
DeepSeek speichert seine Nutzerdaten auf den Servern in China. Dieser Umstand lässt Datenschutzexperten aufhorchen. Zwar gibt es die Möglichkeit, das Sprachmodell lokal zu betreiben, aktuell fehlt es aber am Vertrauen in die Plattform selbst. Bereits innerhalb kurzer Zeit fanden vermehrt Cyberattacken auf das Modell statt. Daher gilt die eindeutige Aussage: DeepSeek bleibt für Mandanten-, Unternehmens- und personenbezogene Daten tabu und sollte hierfür nicht genutzt werden.
DeepSeek in der Steuerkanzlei?
DeepSeek wird in den Medien als überlegen gegenüber OpenAI dargestellt, dabei sind die Unterschiede minimal. Zwar war das Training des Sprachmodells deutlich günstiger als bei OpenAI, DeepSeek konnte aber auf bereits vorhandene Innovationen im Rahmen von OpenAI setzen.
Steuerkanzleien sollten aktuell von einem Einsatz von DeepSeek in der Onlinevariante Abstand nehmen, weil die Server in China betrieben werden und der chinesische Staat jederzeit auf die Daten zugreifen könnte.
Eine sichere Nutzung von DeepSeek in der Steuerkanzlei könnte sich über den Einsatz von Azure KI Foundry (eine „All-in-one-KI-Plattform“ von Microsoft zum Erstellen, Auswerten und Bereitstellen von generativen KI-Lösungen) abzeichnen, wobei im Vorfeld zwingend eine datenschutz- und berufsrechtliche Würdigung erfolgen muss. Spannend bleibt jedoch der Ansatz der Submodelle, die sicherlich kurzfristig von den bereits etablierten KI-Playern adaptiert werden.
Viktor Rebant
LL.B. Viktor Rebant ist als Manager im Bereich Tax Technology tätig und berät überwiegend in der Schnittstelle zwischen IT und Steuerrecht. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Tax CMS, der Compliance-konformen Gestaltung von Prozessen (u.a. IKS, GoBD, KassenG), der digitalen Betriebsprüfung und der Digitalisierungs- und Transformationsberatung.